Projektinfos
Offener Projektwettbewerb 2005
Veranstalter: Gemeinde Teufen
Landschaftsarchitekt: Martin Klauser, Rorschach
In den Dörfern des Appenzellerlandes steht das Gemeindealtersheim (früher Bürgerheim) meist freistehend an markanten Lagen, mit Lindenbaum (Lindenhügel). Basierend auf dieser Erkenntnis wird das neue Alters- und Pflegeheim als freistehender, prägnanter Baukörper an den Hang gesetzt. Der in seiner Form neutrale Baukörper nimmt durch sein Volumen Bezug zu anderen öffentlichen Gebäuden und zum Dorfzentrum. Das Setzen des Baukörpers in die unbebaute, grosszügige Landschaft am Ostende des Areals ermöglicht ein grosses Gebäudevolumen in diesem Kontext. Der Solitär nimmt Abstand zu den umliegenden Gebäuden und bietet gleichzeitig auch eine Antwort zum bestehenden Alterszentrum. Die Platzierung des kompakten Volumens in die bestehende Geländetopographie ermöglicht eine weitgehende Belassung des Hangverlaufs und schafft die Voraussetzung für den Erhalt, resp. die Weiterentwicklung einer attraktiven, parkähnlichen Landschaft.
Die bestehenden Bauten des Altersheims werden durch den Neubau nicht tangiert und der Betrieb kann ohne Einschränkung weitergeführt werden. Das trägt erfahrungsgemäss sehr viel zum Wohlbefinden der Bewohner während einer Bauphase bei. Die anschliessend frei werdenden Bauten können je nach Bedürfnis umgenutzt werden oder aber sie werden durch zwei kleinere, der ortsbaulichen Struktur angepassten Neubauten für „Betreutes Wohnen“ ersetzt. Die Erschliessung des Alterszentrums erfolgt wie bisher über die Krankenhausstrasse. Schon aus grösserer Distanz wird es sichtbar. Der Besucher bleibt jedoch bis zum Eintritt in gebührendem Abstand. Er umgeht das Gebäude.
Die Abläufe im Haus werden so gestaltet, dass kurze Wege und grosse Übersichtlichkeit entstehen. Dadurch wird den Bewohnern ein selbständiges Teilhaben am Alltag ermöglicht. Über einen grosszügigen gedeckten Vorplatz erreicht man die zweigeschossige Eingangshalle, die zwischen den zwei halböffentlichen Geschossen vermittelt. Von hier führen Treppe und Lift direkt zu den Gemeinschaftsbereichen, welche sich nach Westen, Süden und Osten zur herrlichen Landschaft hin öffnen. Die Bewohner werden auch hier von der Treppe nach oben gewiesen und gehen dem Licht entgegen zu den Wohngeschossen. Ein peripher angeordneter, begehbarer Lichthof verbindet jeweils 2 bezw. 3 Geschosse und dient als Treffpunkt der entsprechenden Abteilungen. Der besonnte Hang fliesst sozusagen ins Gebäude hinein. Im 1. und 2. Oberschoss befinden sich die Individualbereiche für demente BewohnerInnen, die über den Lichthof direkt den zugeordneten Aussenbereich erreichen können. Im 3.4.5 OG sind die Stationen für die die Alters-und Pflegeheimbe-wohnerInnen. Die Disposition der Vertikalerschliessung und der Betriebsräume ermöglichen ein ungezwungenes Zirkulieren im Gebäude. Sämtliche Stationen sind so konzipiert, dass das Zusammensein, wie auch das sich zurückziehen gewährleistet ist. Die Korridorbereiche sind kurz und münden immer in Aufenthaltsbereiche. Dadurch ist der Aussenbezug immer gewährleistet. Es herrscht überall eine angenehme, abwechlungsreiche Wohnatmosphäre. Durch die Anordnung von Hobbyräumen und von Stauraum für die BewohnerInnen auf den Wohngeschossen kann der Selbständikeitsgrad noch erhöht werden, was dem Wohlbefinden dienen wird. Sämtliche Zimmer sind optimal belichtet und profitieren von der herrlichen Aussicht. Der Aussenraum fokussiertsich im Innenraum. Der offene Balkon ist auch als wintergartenähnliche Loggia denkbar. Die Brüstungshöhe wurde so gewählt, dass aus dem Bett eine freie Sicht auf die Natur gegeben wird. Die Dimensionen lassen eine vielfältige Möblierung und Nutzung zu.
Der Aufbau des Gebäudes wird grundsätzlich bestimmt vom Rastermass der Zimmer (5m), welche einen einfachen, konstruktiven Aufbau und eine ökonomische Bauweise ermöglicht. Diese innere Tragstruktur ist in kostengünstiger Massivbauweise konstruiert, dessen Ökonomie im optimalen statischen Aufbau liegt. Die lichte Raumhöhe beträgt generell 2.40 m. Einzig das Erdgeschoss mit den Gemeinschaftsbereichen weist eine Raumhöhe von ca. 3.0 m auf. Kräftige Deckenstirnen gliedern das Gebäude in seiner Horizontalen und lassen es niedriger erscheinen. Gleichzeitig werden die Balkonöffnungen zusammen mit den Fenster in das Volumen eingebunden. Die eingeschoben wirkenden Geschosse sind in Holzkonstruktionen vorgesehen. Es ist sogar zu prüfen, ob die ganze Gebäudekonstruktion als Pilotprojekt in Holzbauweise ausgeführt werden könnte (feuerpolizeilicher Nachweis notwendig). Der Innenausbau mit differenzierten Materialien und Farben soll zusätzlich eine wohnliche Atmosphäre schaffen. Die Höhenlage des Gebäudes im Gelände ermöglicht eine kostengünstige Baugrube. Das überschüssige Aushubmaterial kann südseitig zur Wiederherstellung des ursprünglichen Geländeverlaufs im Bereich des Bauernhauses verwendet werden.
Die Erschliessung für den motorisierten individuellen Fahrverkehr erfolgt weitgehend über bereits bestehende Strassen. Schon am Anfang des Areals ist die Parkierung geplant, einerseits offen unter einem Baumdach (18 P), andererseits in einer Einstellhalle unter dem Neubau (18P). Diese dient gleichzeitig der behinderten-gerechten Fusswegerschliessung. Die vorgeschlagenen Anordnung der Parkierung trägt wesentlich zur Beruhigung des Areals bei. Nur die Zufahrt zur Tiefgarage, die Vorfahrt beim Haupteingang und in einer späteren Phase, die Zufahrt zu den Parkplätzen bei den Wohnbauten erfolgen durch die Anlage. Die 10 Parkplätze beim Schützenhaus bleiben bestehen. Die Anlieferung für das Alterszentrum erfolgt an der Südostecke des Gebäudes über die Krankenhausstrasse Richtung Schützenhaus. Der bestehende Platz beim Schützenhaus wird als LKW-Wendeplatz benutzt.
Die Appenzeller Landschaft ist stark geprägt durch den haushälterischen Umgangs mit Grund und Boden. Diesem Grundsatz folgend, beschränken sich die Interventionen in der Umgebung auf die für die neue Nutzung notwendigen. Die Ausbildung eines Platzes vor dem Haupteingang des Alterszentrums bildet einen Mittelpunkt zwischen Alterszentrum und Betreutem Wohnen. Er bietet Raum für diverse Nutzungen und ermöglicht die gefahrlose Vorfahrt. Neben Ergänzungen und Anpassungen im Bereich der Zufahrts- und Anlieferungswege mit den sich am Bestand orientierenden Gefällsverhältnissen, werden neue, bequem begehbare Fusswege mit einer Steigung von maximal 6 % erstellt. Daran werden genügend ebene Podeste und Sitzgelegenheiten angelegt als Orte der Begegnung. Das Gebäude verfügt auf drei Geschossen über Anschlusspunkte zum umlaufenden Wegsystem und wird somit mit dem Gelände verzahnt. Auf der ebenen Wiesenfläche vor dem ehemaligen Krankenhaus (Wir vermuten dort einen alten, dem Spital zugehörigen Nutzgarten) werden Obstbäume gepflanzt als Referenz an die Vergangenheit und als Schattenspender für die neue, von wirtschaftlichen Zwängen befreite Nutzung. Hier findet sich eine gewachsene Ebene, die sich als Platz für Sommerfeste oder zum Aufstellen eines Festzeltes für spezielle Veranstaltungen geradezu anbietet. Im Norden des Alterszentrums wird ein grosszügiger Garten für demente Pensionäre angelegt. Der, durch einen im ebenen Gelände geführten Endlosweg definierte Aussenbereich soll den Bedürfnissen der Bewohner und Betreuer entsprechend ausgestattet werden mit Grillplatz, Hochbeeten, Sitznischen, speziell ausgesuchten Erinnerungspflanzen und Begleitpflanzungen, die das räumliche Empfinden unterstützen. Auch ein kleiner Nutzgarten könnte hier integriert werden. Es soll bewusst Raum geschaffen werden für einfache und unkompliziert realisierbare Ergänzungen, deren Bedarf sich erst im Laufe der Entwicklung des Betriebes zeigen wird. Die heute bestehende, wenig vergärtnerte Landschaft, die durch klare, nutzungs-bezogene Eingriffe und Abgrenzungen mit klar gesetzten Hecken geprägt ist, soll auch im Rahmen der Realisierung der Neubauten als Richtschnur für landschafts-architektonische Interventionen dienen. Auf den freien Landflächen südöstlich der Krankenhausstrasse könnte sich eine Kleintierhaltung anbieten, welche beim Gebäude der Holzschnitzelheizung ihre Stallung haben.
Zwei 4-geschossige Baukörper nutzen das vorhandene Plateau und stehen dem umliegenden Kontext entsprechend am Hang. Ebenso kann sich die Dachform an den umliegenden Gebäuden orientieren. Je nach Wohnungssplit sind pro Geschoss 3-4 Wohnungen (21/2 resp. 31/2 Zi) Möglich, was total 18 bis 24 Wohnungen ergibt. Die Alterswohnungen verfügen über autonome Aussenplätze, sind aber über einen geraden, horizontal Weg mit dem Alterszentrum verbunden. Eine gedeckte Verbindung ist via Einstellhalle möglich. Diese könnte gegen Westen erweitert werden.