Projektinfos
Offener Projektwettbewerb 1999
Graz „wohnbau …haltbar bis“ 2 4 6 8 1 0
Von der Göstingstrasse erreicht man mit dem Bus, zu Fuss oder mit dem PW das Gebäude. Die Lage des Baus betont den Hangfuss und vermittelt zwischen Industrieareal im Nordosten und der ruhigen Wohnzone im Südwesten. Die Lage des Baukörpers gewährleistet somit eine ideale und gleichmässige Belichtung für sämtliche Wohnungen und Arbeitsplätze und bietet allen Benutzern eine schöne, unverbaubare Aussicht und ein ruhiger, sonniger Freiraum.
Das Haus ist in sich als Konglomerat von verschiedenen Wohnungen, interaktiven Erschliessungsbereichen, allgemeinen Aufenthaltsorten und Treffpunkten konzipiert. Durch das Anlegen verschiedener Wege von den öffentlich genutzten Zonen zu den einzelnen Wohnungen wird es zum Bewegungsträger, einerseits Privatheit und Individualität gewährleistend, anderseits Kommunikation fördernd. Eine Fusion von Geborgenheit und Schutz mit Offenheit und Transparenz. Die Aufenthaltsbereiche in den oberen Geschossen gliedern das Gebäude in seiner Länge und sind Optionen beispielsweise für ein Sonnenbad und des sich Aufhaltens, ein interner Treffpunkt für Verweilen, Plaudern. Es entsteht eine Topographie im Gebäude, in der Form vergleichbar mit dem Hügelzug des Plabutsch. Quer- und Durchblicke fokussieren den Aussenraum im Innern, die Hubertushöhe mit Steinbruch, den Verschiebebahnhof, darüber Stadt und Schloss. Der Bewohner und die Bewohnerin ist sich jederzeit seiner/ihrer Lage in der Umgebung bewusst. Das Erdgeschoss wirkt als Knoten- und Ausgangspunkt der Zirkulation im Gebäude. Hier befinden sich vielfältige öffentliche Nutzungen wie Abstellkojen, eine Werkstatt oder ein Hobbyraum, der allgemeine Waschsalon, Fitnessraum, die Briefkästen resp. Depotstellen, Aufenthaltsbereich, auch ein Kinderhort ist denkbar. Eine Service-Zone mit Möglichkeiten für vor- und versorgende Aufgaben, die sämtlichen Bewohnern dienen. Alles alltägliche Bereiche für Tätigkeiten, die die ganze Anlage in Schwung halten und Konfrontation und Kommunikation gewährleisten.
Die Wohnungen bestehen aus Grundmodulen in der Grösse von 60-90m2 Grundfläche, in den Treppenbereichen mit Wohn- und allgemeinem Arbeitsraum erweiterbar. In der Lage fixiert ist einzig die Küche, das Bad und das WC. Deren Gegenüber bilden variable Schlafnischen als weiteres Modul. Das räumliche und funktionale Verhältnis dieser Nischen zu Küche und Nassbereichen bieten einen beträchtlichen Gestaltungsspielraum und lassen verschiedene Interpretationsmöglichkeiten des Wohnens entstehen. Allgegenwärtig ist immer das durchgehende Sichtfeld gegen Südwesten, zu Obsthain und Plabutsch. Balkone über die ganze Wohnungsbreite ermöglichen eine beträchtliche räumliche Ausdehnung der Wohnung, ein Freiluftzimmer im Sommer. Die Nische ist Ausgangspunkt, ist “halber” Raum oder RaumTeil (Abteil?). Wohn-, Ess-, Schlaf- und Arbeitsbereich ändern sich. Tendentiell werden die Dinge und Bereiche umschlossen, aber nicht abgeschlossen. Dieses Prinzip ermöglicht es bettlägrigen Mitmenschen ,wie zum Beispiel Senioren und Behinderten, am alltäglichen Leben teilzuhaben. Er wird nicht in einem Schlafzimmer sozial isoliert. Das Nischenprinzip und die Wohnungsmischung ermöglicht trotz Lebensveränderungen ein Bleiben in der eigenen Wohnung, im eigenen Haus. Gerade ältere Menschen werden aus Ihrem angestammten Umfeld nicht ausgewiesen. Sie ziehen einfach um. Das ganze Gebäude ist behindertengerecht projektiert. Der Platz für die Liftanlagen ist vorhanden. Die Glashaut als Membrane gegen Nordosten, transparent und transluszent, offen und geschlossen, bietet Schutz vor Immisionen. Die vorgeschlagenen Maisonettewohnungen können wegen ihrer Lage zu den Treppenhäusern durch Geschosswohnungen ersetzt werden, ohne dass sich dadurch das Erschliessungssystem mit den angelagerten Aufenthaltsbereichen und Laubengangabschnitten ändern würde. 3 Maisonetten ergeben 4 Geschosswohnungen und umgekehrt.
Der kompakte Baukörper, der gleichbleibende Grundraster von 5 m, Vorfabrikationsmöglichkeiten für Grundmodule und die sanitären Fixpunkte über sämtliche Geschosse lassen eine wirtschaftliche Umsetzung zu. Der tiefe Bebauungsgrad unterstützt die Ökologie, ein Grossteil des Grundstücks bleibt unbebaut.